Stefan Karl Schmid - Pyjama (Copyright Patrick Essex) 02_small.jpg

Copyright: Patrick Essex

PYJAMA heißt es also, das neue Album von Stefan Karl Schmid. Und man braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, dass es auch in einem solchen komponiert wurde - vielleicht sogar aufgenommen?
Statt hektisch morgens unter die Dusche zu springen um akkurat in die Welt hinaus zu hetzen, wird erstmal leger der „Morgenmantel“ über die Schulter geworfen. Mit Kaffee in der Hand im eigenen Muff von der Traumwelt in die Welt der Musik geflüchtet! Oder anders: Man lässt dem Geist die Zeit, die dieser morgens braucht. Während der Körper üblicherweise schon routiniert damit beschäftigt ist Dinge in uns und sich in Kleidung zu stecken, ist der Geist meist noch im Traumland und kommt nur mühsam hinterher.
Stefan Karl Schmid nutzt dieses kreative Zeitfenster um Gedanken festzuhalten, die noch nicht ganz von dieser Welt sind - oszillierend zwischen der Fantasie der vergangenen Nacht und dem bevorstehenden Tag. Und „Pyjama“ ist stoffgewordener Ausdruck dieses Moments. Die Kleidung all derer, die nicht täglich mit den anderen um die Wette schwimmen, sondern einen Schritt zurücktreten und das Gewusel vom Beckenrand aus beobachten, um anschließend die Wahrnehmung davon in Worte oder in diesem Fall in Töne zu fassen.
Doch „Pyjama“ ist nicht nur Ausdruck dieser Freiheit, des Moments, in dem sich Traum und Realität vermischen - es ist Startpunkt für Ausflüge in eine Welt, die genauso hektisch, genauso hoffnungsvoll und traurig, aber dabei poetischer ist als sein reales Pendant. Es ist der Blick des Musikers auf die Welt, verletzlich und offen, festgehalten in diesem Moment am Morgen. Der Gedanke an das was ihn an diesem Tag erwartet - den Traum, an den man sich vergeblich versucht zu erinnern - das Abenteuer draußen vor der Tür. Und es ist eine Einladung an den Zuhörer, es ihm gleich zu tun, den Pyjama noch ein Weilchen an zu lassen und seinen Gedanken zu lauschen, ein Stück... und noch eins... der Alltag kommt früh genug.

Text: Helgi Schmid


PYJAMA - the name of the newest record from Stefan Karl Schmid and, upon listening, it wouldn’t surprise if it were the garment of choice for both the album’s composition and recording processes. A famous pianist was once asked about his morning routine. His response: wake up, have a cup of coffee, followed by an hour of practice and composition at the piano. In pyjamas.
Instead of waking up and hectically jumping into the shower, making yourself look proper for another day of hustle and grind, why not simply slip into that dressing gown, grab a coffee and, with the sandman’s dust still swirling in your mind, ease from the world of dreams into the world of music. Or, put differently, give your soul the space and time it requires. The body can be told to go through its known routines - toothbrush in mouth, arms in shirtsleeves - but the spirit is reticent to depart from the previous hours in dreamland.
This distinct window of time, oscillating between the previous night’s reverie and the coming day is, for Stefan Karl Schmid, one of creativity where his thoughts are not yet completely of the waking world. “Pyjama” expresses these morning moments, a dream-become-flesh. The uniform of those who, instead of participating in the world’s daily rat race, step back and watch the bustling and striving masses from an outside perspective, eventually expressing these observations in words or, in this case, pitches and rhythms.
But “Pyjama” doesn’t simply express the freedom contained in these moments where dream and reality mix together. It also moves on and beyond, spurns us to adventure and strikes out into a world that, like its counterpart in reality, is equally as hectic, hopeful and sad yet, at the same time, more poetic. All these impressions, gathered in the morning hours, express the composer’s vulnerable and open worldview, his thoughts of what awaits him this day, futile attempts to remember a dream, the adventures which await beyond his door. And all this is for listeners, for me and you, an invitation. Why not leave your pyjamas on a bit longer and pay attention to your own thoughts. The first track...then another...the day can wait.

Translation: Nathan Bontrager


Stefan Karl Schmid - ts, comp.
Pablo Held - p
David Helm - b
Thomas Sauerborn - dr
+
Heidi Bayer - trp
Bastian Stein - trp
Shannon Barnett - trb
Mattis Cederberg - btrb

All pictures Copyright:
Janning Trumann & Patrick Essex

Supported by Initiative Musik gGmbH with project funds from the Federal Government Commissioner for Culture and Media

„Sein Name macht ihn leicht verwechselbar, sein Spiel aber hebt ihn weit und deutlich heraus. Er ist ein Spieler der souverän harmonische Finessen auslotet, der meisterlich mit der Architektur von Spannungsbögen umgeht und selbst im hoch expressiven Powerplay bemerkt man seine Übersicht und die Kontrolle eines wachen Intellekts. Kurz: Ein Spieler auf den man Acht geben sollte.“
(Odilo Clausnitzer, Deutschlandfunk)